Chancen für die Philosophie

Aus der Serie:  Soziale Reflexionen unserer Gehirne

Denken ist das Lebenselixier der Philosophie. Deshalb existieren über das Gehirn als Hort dieses Denkens kaum zählbare philosophische Perspektiven und Hypothesen. Allerdings immer ohne die notwendigen Reflexionen zu den physiologischen Funktionen dafür, um den Wahrheitsgehalt einzugrenzen. Denn diese Funktionen lagen bisher noch völlig im Dunkeln.

Das Oszillatorprinzip offenbart jetzt das schmerzlich vermisste neuronale Korrelat des Denkens. Entstanden aus einer zunächst zusammenhangslos erscheinenden Faktensammlung zu Gehirnforschungs-Ergebnissen sowie Beobachtungen. Aufgeschlossen mit dem Gedankensprung, dass sämtliche aktiven Elemente im Gehirn sich ebenso wie Bauteile für elektronische Oszillatoren verhalten.

Damit wurde plötzlich alles verständlich. Die in Forschungsarbeiten beobachteten Schwärme aus Neuronenfeuer offenbarten, wie sie lernen, erinnern, denken und entscheiden. Welche allgegenwärtige Rolle die bisher arg verkannten Emotionen spielen und nicht zuletzt, warum das Ähnlichkeitsprinzip eine physiologisch installierte Schlüsselfunktion darstellt. – Das Gehirn bekam endlich ein »Gesicht«.

Mehr zu internen Gehirnfunktionen finden Sie in der Kompaktschrift »Oszillatorprinzip in Kurzform« (Link zum Download). Oder erlebnisnäher: Mit »Yesterday« in die Welt der Gedanken-Oszillatoren.

Doch drängten sich weitere Erkenntnisse auf. Das konsequent durchdachte Ähnlichkeitsprinzip erschloss gemeinsam mit den Emotionen die sozialen Reflexionen unserer Gehirne gegenüber der Gesellschaft. Regelkreise mussten gedanklich vermitteln, um das komplexe Geschehen überhaupt noch überblicken zu können. Dennoch verlängerten sich alle Denkketten für einzelne Aktionen so intensiv, dass Denkbrücken erforderlich wurden. Ähnlich wie sie beispielsweise Formeln in der Mathematik darstellen.

Soziale Phänomene lösten das Dilemma. Darunter Wahrheit, Anerkennung sowie die eigene Attraktivität. Sie erschließen eine wesentlich transparentere soziale Dynamik, als bisher von Wissenschaftlern verkündet. Unter anderem auch, wie Charakter entsteht und warum daraus jede individuelle Intelligenz erwächst.

Gestatten Sie mir hier eine persönliche Anmerkung: „Erst als ich mich für dieses Thema mit Philosophie befasste, schien es sinnvoll, den vorstehenden Entwicklungsablauf für das Oszillatorprinzip so darzulegen. Er zeigt nicht nur, dass die Entwicklung sowohl induktiv als auch deduktiv erfolgte, sondern schenkte mir auch zusätzliche Erkenntnissicherheit. Deshalb kann ich nur jedem Zeitgenossen empfehlen, sich den philosophischen Grundlagen zuzuwenden, wenn Zweifel hartnäckig quälen“.

Die Wahrheitswahrscheinlichkeit einer Hypothese in komplexen Systemen definiert sich in erster Näherung aus dem Mengenverhältnis der plausiblen zu den vorhandenen Schnittstellen. Bisher hat noch keine Schnittstelle des Oszillatorprinzips versagt, sodass ein theoretisches Ergebnis von 1,00, also 100 Prozent entsteht. Mit Praxisabschlag bedeutet dies eine Wahrheitswahrscheinlichkeit von ca. 90 Prozent.

Mit dem so entstandenen Oszillatorprinzip lassen sich zahlreiche philosophische Denkergebnisse bestätigen und erkenntnisreich festigen. Doch bleiben auch Differenzen, die es zu diskutieren gilt.

Nachfolgend möchte ich jedoch auf eine für Erfolg, Erfolgsgerechtigkeit und Chancengleichheit eminent wichtige philosophische Begriffsdefinition eingehen, die eigentlich den allgemeinen Sprachgebrauch dominieren sollte. Bisher jedoch nicht zuletzt auch wegen verwirrender Definitionsvielfalt (Wissen-Erkenntnis) weit davon entfernt vegetiert.

Das Oszillatorprinzip grenzt Wissen von Erkenntnis pragmatisch ab. Danach besteht Wissen aus Fakten ohne funktionellen Zusammenhang. Erst Erkenntnisse liefern die erforderlichen Zusammenhänge aus einer übergeordneten Instanz. Solche Einsichten entstehen aus den Fakten selbst (induktiv) oder anderen funktionellen Gesichtspunkten. Erkenntnisse wiederum können neues Wissen aktuell für Problemlösungen produzieren (deduktiv). Bild 14 aus dem Buch »Erfolgs-Sabotage im Gehirn« zeigt eine Erkenntniskaskade für beliebige Konstruktionen. Daraus lässt sich erkennen, dass sinnvolle Alternativen nur mit Erkenntnissen aus der jeweils höheren Instanz zustande kommen. Fehlt die höhere Instanz, so fehlt auch die Orientierung. Konstruktionen verfehlen ihr Ziel oder Konstrukteure verzetteln sich in Nichtigkeiten.

Doch Wissen wird heute gesellschaftlich vorwiegend als Faktenwissen wahrgenommen und auch so behandelt. Erkenntnisse dagegen meist nur als Begriffsfragment aus der Bibel genutzt. Das hat verheerende Folgen schon in der Gegenwart.

Menschen treffen ihre Entscheidungen mehrheitlich auf der Grundlage von reinen Fakten. Damit provozieren sie wachsende Fehlentscheidungen bis hin in höchste politische Ebenen hinein. Reine Fakten sind nämlich für sich betrachtet immer unvollständig oder sogar fehlerhaft, denn sie entziehen sich der Kontrolle durch übergeordnete Erkenntnisse und führen damit zur allgemeinen Orientierungslosigkeit.

Die meisten unserer Gehirne quellen heute über, vor lauter zusammenhangsarmen Fakten. Dies beginnt mit büffeln in der Schule und mündet mit der medialen Informationsflut in wachsende Erfolglosigkeit. Erkennbar auch an lauthals beklagter Chancenungleichheit mit dem nie endenden Ruf nach mehr Geld. − Ein Teufelskreis mit Abwärtsspirale, den bisher niemand offengelegt hat. Kein Wunder also, wenn Chancengleichheit trotz immenser finanzieller Aufwendungen in den letzten Jahrzehnten keine Chance zu haben scheint.

Das Oszillatorprinzip deckt diese Fehlentwicklungen auf. Erinnerungsoszillatoren im Gehirn vernetzen sich durch zentrale Erkenntnisse wesentlich intensiver und stehen damit für jede Entscheidung beinahe vollständig zur Verfügung. Ja, Erkenntnisse produzieren sogar selbst aktuell notwendige Fakten für Entscheidungen oder fordern mit Zweifelemotionen zum Recherchieren auf.

Gehirne mit Erkenntnishintergründen produzieren nicht nur wesentlich mehr Ideen, sondern können diese Ideen auch sinnvoller einordnen. Sie erkennen Plausibilitätslücken schneller und schützen damit vor Halbwahrheiten sowie den Erfolgsfallen sozialer Phänomene. – Erkenntnisdenken in Gehirnen zu induzieren ist der bisher einzig erfolgversprechende Weg zur Chancengerechtigkeit.

In der Philosophie rückten bisher jedoch die Bedeutungen von Wissen und Erkenntnis immer enger zusammen. Abgrenzungen wirken unscharf, oft sogar konkurrierend, sodass noch kein »roter« Orientierungsfaden entsteht, der aufklärend in der sozialen Welt Fuß fassen könnte.

Wenn wir es mit den Rufen nach Erfolgsgerechtigkeit und Chancengleichheit nur halbwegs ernst meinen, müssen wir darüber aufklären, wie unsere Gehirne lernen, erinnern, denken und entscheiden. Gleichzeitig sollte der allgemeine Sprachgebrauch möglichst krass zwischen Wissen und Erkenntnissen unterscheiden. – Eine Notwenigkeit, zu der besonders die Philosophie einen führenden Beitrag leisten könnte. 

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