Von glücklichen Menschen

… fühlen wir uns angezogen. Spüren oft aber auch ein gewisses Missbehagen bei Geselligkeiten mit besonders glücklich erscheinenden Artgenossen.

Glück, so sagen Wissenschaftler, ist ein emotionaler Zustand. Er entsteht im Gehirn durch die Botenstoffe Dopamin, Serotonin und Noradrenalin. Richtig, doch erwächst daraus noch kein Verständnis für Glück.

Das haben auch Wissenschaftler erkannt. Denn der Weg zum Glück birgt zahlreiche Rätsel. Viele Menschen, die scheinbar alles besitzen sind unglücklich, andere trotz schwerem Schicksal dagegen glücklich. Um solche Rätsel zu lösen, schufen sie die Glücksforschung.

Dort definieren sie Glück als das Ergebnis des sogenannten schönen Lebens. Erforschen die schönen Gefühle, welche Bedingungen dazu gehören und wie sich der persönliche Glückspegel heben lässt.

 

Dieser Glücksicht kann ich mich nicht anschließen, weil sie keines der vielen Rätsel löst. Denn von den wichtigsten Glücksfaktoren, die fast alle Glücksgeheimnisse offenbaren, sprechen Forscher so gut wie gar nicht.

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Glück und Spaß

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Aus dem Titel - Von glücklichen Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Glück begegnet uns auf vielen Lebensetappen in wechselnder Gestalt. Darunter in Formen wie Freude, Stolz, Lust, Sex, Frohsinn, Entzücken oder als Glücksfall. Alles Wohlfühl-, Genuss- oder Spaßelemente, sicher erstrebenswert, aber mit etwas Fantasie auch käuflich zu erwerben. Damit können diese Elemente mit häufigem Gebrauch ebenso wie Drogen zu Alltäglichkeiten verkommen.

Das vermeintliche Glück des Genusses als quasi offizieller Lebensauftrag begann in Deutschland 1969 mit Bundeskanzler Willi Brandt. Sprüche wie »mehr Demokratie wagen« oder »Unternehmen melken«, schürten auf dem Hippie-Fundament das Primat leichten lockeren genussreichen Lebens. Angefüllt mit Spaß, Spaß und noch mal Spaß. Auf den Punkt gebracht von »Markus« mit seinem Lied »Ich will Spaß«, das 1982 sogar die Hitlisten anführte.

Damit etablierte sich die »Spaßgesellschaft«. Millionen Menschen finden sich täglich in »Events« zusammen, um Spaß zu haben, sich anderen zu präsentieren, sich mit flotten Sprüchen hervorzuheben, sich vielleicht zu verlieben. Dieser Spaßverbrauch schuf eine sich blähende Freizeitindustrie, angetrieben schon morgens mit kessen Witzelchen aus dem Radio und abends mit launigen Massenveranstaltungen im Fernsehen. – Wer kann da noch »Nein« sagen!

Aber – macht diese Spaßgesellschaft wirklich spaß? Ist sie nicht längst zur Ablenkungsmaschine verkommen, zur Ablenkung vom Frust der meist perspektivlosen Gegenwart? – Vieles spricht dafür, denn die Spaßgesellschaft ist zwischenzeitlich zur Sucht aufgestiegen. Ergänzt durch fernsehen, shoppen, chatten, Drogenkonsum, Killerspiele oder überreichlicher Nahrungsaufnahme.

Überdies können unsere Gehirne überbordenden Spaß gar nicht verarbeiten. Sicher spürten wir alle schon den Glückskater nach einer Spaßorgie, denn unsere Emotionszentren im Gehirn können nur begrenze Mengen der dafür notwendigen körpereigenen Glücksbotenstoffe ausschütten. Deshalb gewöhnen wir uns an länger anhaltende Spaßzustände recht schnell, stumpfen ab und trachten nach neuen verheißungsvolleren Zielen.

Dieser Gewöhnungseffekt führt auch zum nur relativen Glücksgefühl. ‒ Einem Millionär beispielsweise entlockt der Gewinn von 5.000 Euro allenfalls ein müdes Lächeln, während ein Sozialhilfeempfänger wochenlang in der Erfüllung seiner kühnsten Träume schwelgt.

Mit den letzten Gedanken stellt sich sogar die Konsumgesellschaft infrage. Denn, wenn nicht einmal Spaß sich mit wachsender Kaufkraft steigern lässt, hat alles Streben danach keinen Sinn. So ist auch der jahrzehntelange politische Kampf um die Verteilung der Güter nutzlos geworden. Allenfalls könnte sich persönlicher Aufstieg lohnen. Doch dazu muss es auch persönliche Perspektiven geben.

Bisher fand ich keinen dieser Gedanken in Glücksbüchern oder wissenschaftlichen Publikationen. Eine Unterschlagung, die bestenfalls als halbe Wahrheit zu werten wäre.

 

Damit wir uns richtig verstehen. Ich gönne jedem Mitmenschen sein Glück. Auch jenes durch Spaß. Auch will ich mich nicht bei jenen einreihen, die den Verfall unserer althergebrachten Werte beklagen oder hier gar die alleinige Schuld an kollektiven Inkompetenzen suchen. Doch wenn Spaß nicht zum Spaß, sondern nur zur Ablenkung herhalten muss, sollten wir auch Selbstkritik zulassen. Schließlich gibt es noch andere, viel nachhaltigere Glücksarten.

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Das bessere Glück?

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Aus dem Titel - Von glücklichen Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Das Glück der Hoffnung, der Geborgenheit oder gar der wahren Liebe. Hier können wir uns dem Glücksgefühl nicht entziehen. Diese Elemente sind weder käuflich, noch irgendeiner Abnutzung ausgesetzt.

Solche glücksbringenden Emotionen waren bis vor etwa hundert Jahren in festen Händen. Nämlich verpachtet an Religionen in aller Welt. Doch auch bei schwindendem Einfluss schenken Religionen bis heute Geborgenheit und versprechen den Gläubigen ewiges Leben, sofern sie aufrichtig glauben.

Heute wissen wir in aufgeklärter Gesellschaft, dass ewiges Leben schon immer eine Lüge war, wenn auch eine Herzenslüge. Doch schuf gerade diese Lüge, verbunden mit der Geborgenheit in einer Gemeinde, jene kaum nachvollziehbare hoffnungsfrohe Anziehungskraft aller Kirchengemeinschaften. Offenbar war sie so groß, dass trotz wissenschaftlicher Aufklärung, Menschen mehrheitlich immer noch ihre Kirchensteuer entrichten, obwohl sie auf dem Flohmarkt um jeden Cent feilschen und schon jahrelang keine Kirche von innen betrachten durften.

So zahlen die meisten nur und lassen dabei die nunmehr frei zur eigenen Verwendung brachliegende Hoffnung links liegen. Damit folgen sie den selbst ernannten Glücksaposteln, die uns täglich aus allen Medien ungehemmten Spaß einhämmern nach dem Motto: „lebe den Augenblick, leere den Wohlfühlkelch solange Du noch kannst. Denn nur das Hier und das Jetzt ist die wahre Erfüllung.“ Für Hoffnung und Geborgenheit scheint es keinen Platz mehr zu geben.

Herbert Laszlo, ein österreichischer Wissenschaftler, erforschte Glück beim Einkaufen. Dabei kam er zur Überzeugung, dass nur unglückliche Menschen exzessiv einkaufen. Somit entlarvte er das gesellschaftsübliche Glücksgetue größtenteils als Lebenslüge. So Sonia Laszlo in ihrem Buch »Fuck Happiness – Von der Tyrannei des Glücks«.

Eine weitgehend vom Glücksgetue besessene Gesellschaft suggeriert den Menschen, dass sie jederzeit glücklich sein können und sogar müssen. Ein Anspruch, der sie unter Druck setzt, überfordert und kombiniert mit überzogenen Ansprüchen unglücklich macht, obwohl es ihnen eigentlich gut geht.

Auch erfolgreiche Werbung lebt heute vorwiegend von Glücksversprechen. Denn zur Schau gestelltes Glück ist beinahe zum gesellschaftlichen Zwang angeschwollen. Wer nicht mitmacht, wird zum Außenseiter, zum Glückmuffel gestempelt. – Doch sind Glückmuffel wirklich unglücklich oder haben sie bereits das andere Glück gefunden?

Fragen wir uns doch mal, wie wir als Kind die glücklichste Jahreszeit erlebt haben? ‒ Zählten wir nicht Tag für Tag am Adventskalender alle noch geschlossenen Türchen bis hin zum Heiligen Abend? Durchlebten wir nicht Tage, die nie vergehen wollten, aber ausgefüllt waren mit glücklicher Erwartung? – Doch wie schnell verglühte dann der Genuss auch vieler wertvoller Geschenke ebenso wie der ganze Heilige Abend. 

Und wie ist es mit Schmerz und Entbehrungen? Angefüllt mit trostlosen Diagnosen im Gefolge einer tödlichen Krankheit? Wer dies nie erlebt hat, kann kaum nachfühlen, wie eine hoffnungsgebende Diagnose diesen Zustand nicht nur beendet, sondern unendliche Kraft verleiht für das ganze weitere Leben. – Wenn Ricky und Bobby, meine beiden Retriever krank sind und es ihnen richtig schlecht geht, dann bin ich besonders deshalb niedergeschlagen, weil ich ihnen keine Hoffnung auf Besserung vermitteln kann. 

Nur diese Hoffnung leuchtete auch für hunderttausende Soldaten. Trotz Lebens schindender Entbehrungen gaben sie nicht auf, sondern kehrten aus Sibirien nach dem zweiten Weltkrieg zu ihren Familien zurück. Hoffnung gab Millionen Frauen und Männern die Kraft zur Tat, um aus den Kriegstrümmern wieder blühende Landschaften wachsen zu lassen. – Es war der Auftakt zum Deutschen Wirtschaftswunder, das fast allen Menschen persönliche Perspektiven verlieh und damit Westdeutschland beinahe 20 Jahre lang zur gefühlt glücklichsten Nation der Welt machte.

Nur Politiker scheinen daraus nichts gelernt zu haben. Sie debattieren ganze Legislaturperioden über Kaufkraftverlagerung von oben nach unten oder umgekehrt. Feilschen beim Mindestlohn um jeden Cent und ignorieren dabei, dass Menschen anstelle des Mindestlohns lieber glaubhafte Lebensperspektiven, also Zukunftserwartungen hätten, für die sie sich mit »Haut und Haaren« einsetzen können. Eine besonders krasse Form kollektiver politischer Inkompetenz.

 

Hoffnungen steigern mit der Kraft zur Tat die kollektive Kompetenz. Inkompetenz dagegen wächst mit schwindenden Hoffnungen und dem Ersatzglauben an Lebenserfüllung durch Genussglück.

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Das Geheimnis der Liebe

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Aus dem Titel - Von glücklichen Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Schon als Menschen noch nicht von Liebe sprechen konnten, versuchten sie bereits die Zukunft zu ergründen. Eine erfahrungsgemäß lebenserhaltende Denkaufgabe. Denn jeder wollte beispielsweise erkennen, wie der ihm gegenüberstehende Höhlenlöwe auf einen Scheinangriff reagieren würde. Verhindern, dass der nächste Winter wieder zwei Familienopfer fordert. Oder sicherstellen, dass die Familie morgen, übermorgen und möglichst allzeit Nahrung erhält.

Wenn ungewisse Zukunftsaussichten nicht schon vor etwa sechs Millionen Jahren äußerst bedrückende Emotionen erzeugt hätten, wären Menschen mit ihren körperlich wenig ausgeprägten Flucht- und Kampfkompetenzen schnell den Raubtieren zum Opfer gefallen oder dem wechselnden Klima in ihrer Nacktheit erlegen. Doch wir leben, weil unsere Vorfahren an die Zukunft dachten.

Diese, einzig beim Menschen zu beobachtende Hinwendung zur Zukunft, treibt uns auch heute noch zum Äußersten.

Zahlreiche Scharlatane und Wissenschaftler versuchten, Liebe zu erklären. Bisher ohne einsichtigen Erfolg. Sie schien gefangen als ewiges Rätsel, das als Mythos durch unser Denken und Fühlen wabert.

Doch hat bisher niemand versucht, Sex und Anerkennung mit der Zukunft zu »verheiraten«. Der Zukunft in Form von Hoffnung und Geborgenheit. ‒ Erinnern wir uns an die erste Liebe. Es war ganz sicher nicht nur Zuneigung, Anerkennung und Sex, sondern viel, viel mehr. So erhebend, dass sich der Horizont selbst in tiefster Nacht aufhellte. Plötzlich erkannten wir unsere Bestimmung, wussten zu wem wir gehören und wer alle Zeit für uns da sein wird. Zeit zu träumen als Huldigung an die Liebe, An Sex, Anerkennung, Hoffnung und Geborgenheit.

Und wie niederschmetternd wirkt Eifersucht oder gar Trennung. Wieder ist es nicht nur Trennungsschmerz, sondern plötzlich zusammenbrechende Zukunftsträume, die uns tage- oder wochenlang in tiefste Lethargie schicken. ‒ Hier ergänzen sich vier der stärksten Emotionen, die das Leben für uns bereithält. Nämlich Sex, Anerkennung, Hoffnung und Geborgenheit.

Wissenschaftsnah lässt sich daraus Liebe sogar mit einer wenig romantischen Formel erfassen: »Sex + Anerkennung + Hoffnung + Geborgenheit = Liebe«. Wobei Sex und Anerkennung als Zubringer für die Liebe gelten könnte. Hoffnung und Geborgenheit aber reichen in Form der Zukunft viel weiter.

 

Denn allein ungewisse Zukunftsaussichten schmerzen ähnlich der Eifersucht. Aber auftauchende Zukunfts-Perspektiven verleihen Flügel. Mit Aussicht auf einen erfüllenden Beruf ertragen wir jahrelange Entbehrungen. Büffeln, quälen uns nächtelang mit ellenlangen Differenzialgleichungen und sind zu allem »Überfluss« auch noch glücklich dabei. 

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Zerbrechliche Liebe

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Aus dem Titel - Von glücklichen Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Ratgeber und Psychologen verzetteln sich bei Eheberatungen gern. Denn trotz der bestimmenden Verkettung von Liebe mit Zukunft und Geborgenheit suchen sie aus Unkenntnis meist nach banalen Ursachen. Danach sollen Beziehungen etwa nach diesen Stichworten funktionieren: Zeit füreinander, kleine Gesten, optimistisch Denken, gemeinsam schlafen, einander vertrauen, abgestimmte Geldausgabe, Verständnis füreinander, offene Problemabstimmung usw.

Stimmt eine dieser Selbstverständlichkeiten nicht, so versuchen Berater, diesen Faktor durch Einzel- oder Paargespräche zu kitten. Meist taucht nach einiger Zeit dann das nächste Problem aus diesem Themenkreis auf und fordert neue Sitzungen. Damit hat dann die fehlende Zukunftsperspektive ein neues »Ventil« gefunden.

Wörter wie Liebe, Zukunft, Hoffnung oder Geborgenheit fand ich in den Beratungsanleitungen kaum, obwohl sie den Kern jeder Zweisamkeit bilden.

Natürlich wird kaum ein Ehepartner einräumen, dass er keine Zukunft mit seinem Partner mehr sieht oder spürt. Oft fehlt auch das Bewusstsein dafür, weil Menschen dazu neigen, automatisch Nichtigkeiten vorzuschieben, um ihre häufig unterbewussten Ziele zu verwirklichen. Deshalb kann eine Rückbesinnung auf die Liebe mit all ihren Hoffnungen und Träumen oft richtige Wunder bewirken, zumindest aber die Wahrheit näherbringen.

Doch die Wahrheit entpuppt sich häufig als Glückslüge. Der Psychologe Alexander Jordan von der Stanford University in Kalifornien untersuchte diese Lügen eingehend. Er bestätigte, dass Menschen meist bei sozialen Kontakten sowie in sozialen Netzwerken ein geschöntes Bild von eigenen Lebensinhalten vortäuschen. Sein Fazit: Je glücklicher unsere Mitmenschen wirken, desto unglücklicher sind wir. 

Charles-Louis de Montesquieu erkannte diese sozialen Spielchen bereits vor über 200 Jahren mit den Worten:

„Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind.“

Negativ ausfallende Vergleiche zwischen eigener Wirklichkeit und getürktem Glücksgetue anderer, erzeugen Minderwertigkeitsgefühle ähnlich kleiner Nadelstiche. Mehrere solcher untereinander ähnlichen Begebenheiten steigern die Unzufriedenheit, denn die Gedächtnisinhalte erscheinen immer dann, wenn ähnliche Situationen sie aufrufen.

Täglich erreichen uns viele kleine Unpässlichkeiten, sodass öfter eine dieser schmachvollen Erinnerungen den ganzen gestauten Gedächtnisschwarm aufruft. − Auch wenn nur einige dieser Erinnerungen das Bewusstsein erreichen. Die mit ihnen verbundenen Emotionen wirken immer ganzheitlich, sodass schon ein einziger dieser Nadelstiche Wut, Zorn oder Rachegedanken auslösen kann. 

Schuld ist »natürlich« der Partner, auf den jetzt der Zorn niederprasselt. So schwellen nichtige Unpässlichkeiten sekundenschnell zu Ausbrüchen an mit elementaren Vorwürfen. Sie stacheln sich gegenseitig auf und entwickeln oft fundamentalen Streit.

Auch fehlendes Kräftegleichgewicht kann zu dauerndem Streit führen. Die englische Bündnispolitik hat das anzustrebende Gleichgewicht zwischen feindlichen Staaten unter dem Begriff »Balance of Power« jahrhundertelang erfolgreich eingesetzt. Bezugnehmend auf Eheberatungen habe ich davon allerdings nichts vernommen, obwohl die Parallelen zwingend sind.

Menschen neigen dazu, ihre sozialen Freiheiten auszudehnen. Besonders dann, wenn sie ihre Rolle in der Partnerschaft unterbewertet fühlen. Das Gefühl entsteht aus Bewertungen etwa folgender Machtfraktionen.

1.   Persönliche Ausstrahlung, also gegebene körperliche Attraktivität sowie öffentliche Anerkennung. 

2.   Rückzugsmöglichkeiten zur früheren Familie oder zum eigenen Freundeskreis.

3.   Einkommensbeitrag durch Arbeit oder mitgebrachtes Vermögen.

4.   Karriereaussichten zur Steigerung des Einkommensbeitrages und des Ansehens.

5.   Einfühlsamkeit und Fügsamkeit als möglicher Ausgleich auf der schwächeren Seite.

Eigentlich sollten solche Bewertungen vor einer Bindung angestellt werden. Doch können sie sich beispielsweise mit neuen Karriereaussichten ändern.

Äußerlich passen solche Streitigkeiten zu den Glückslügen. Eheberater können sich also eine der beliebten Banalitäten für eine gewinnträchtige Oberflächen-Therapie aussuchen. Dahinter tobt jedoch unerkannt ein oft fundamentaler Kampf um die Macht in der Partnerschaft. Kein Wunder, wenn sich viele Paare schon scheiden lassen, bevor sie sich richtig kennengelernt haben.

George Bernard Shaw glaubte daran, eheliches Zusammensein erkannt zu haben. Ihm werden diese hier passenden Worte augenzwinkernd zugeschrieben. 

 

Im ersten Ehejahr strebt ein Mann die Vorherrschaft an. Im zweiten kämpft er um die Gleichberechtigung. Ab dem dritten ringt er um die nackte Existenz.

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Liebe bewahren

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Aus dem Titel - Von glücklichen Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Meist sind es abfällige Bemerkungen, die zu erheblichem Streit führen. Normalerweise kein Problem, denn jeder muss ab und zu »Dampf« ablassen. Wenn solche Ausbrüche häufiger auftreten, deutet das auf ein Problem, kann aber auch unbewusste Gewohnheit sein.

Doch auch Gewohnheiten sind schwer aufzubrechen. Schließlich verhindert Streit mit seinen Emotionen jede sachliche Diskussion. Und einfach nachgeben kann zu noch mehr abfälligen Bemerkungen ermuntern.

Diesen Teufelskreis können Sie einfach unterbrechen. ‒ Einfach schon bei der ersten Bemerkung nicht widersprechen, sondern versuchen, das Herz des Partners zu erreichen. Etwa so: „Schatz, weißt Du eigentlich, dass mich deine Bemerkung soeben tief getroffen hat? Ich fühle mich schuldlos gekränkt und zurückgesetzt, denn jeden Tag kann ich meine Haare nicht ausgehbereit stylen. Sieht es denn wirklich so schlimm aus?“

Auch wenn der Partner jetzt ablenkt oder gar unwirsch reagiert, so ein Hilferuf trifft meist direkt ins Herz und führt erst später zur Nachdenklichkeit. Sie können jedoch sicher sein, dass er jetzt seine Kritik auch als Kränkung erkennt. Beobachten Sie sein Verhalten einige Zeit. Nur selten bleibt die Wirkung vollständig aus. ‒ Einige Versuche zu verschiedenen Bemerkungen dürften lohnend sein.

Wenn danach anhaltender Erfolg eintritt, war es eine Gewohnheit. Wenn nicht, ist es wahrscheinlich ein Problem ähnlich jener im vorigen Thema. Besonders dann, wenn Kränkungen in einem anderen Kontext wieder auftauchen.

Doch Vorsicht. Ich kenne nämlich Menschen, die solche Seelenmassagen dazu benutzen, ihrem Partner ein schlechtes Gewissen einzupflanzen. Dabei lügen sie oft über ihren Gesundheitszustand und übertreiben den Aufwand für partnerschaftliche Aufgaben. ‒ Es ist erstaunlich zu beobachten, wie nachhaltig solche Gängelungen wirken.

Wer Kränkungen oder erkannte Seelenmassagen ohne einfühlsamen Einspruch annimmt oder nur mit letztlich wirkungslosen Wutausbrüchen reagiert, riskiert den Fruststau solange, bis eine innere »Sicherung durchbrennt«. So eine durchgebrannte Sicherung öffnet den Weg für eigene Lebensplanungen jenseits der bestehenden Partnerschaft. Zu retten ist dann nur noch wenig.

Aber ganz offensichtlich bestehen Ehen nicht nur aus Machtkampf und Scherben. Dazu publizierte die amerikanische Familienforscherin Mercedes Arzu Wilson verblüffende statistische Daten aus den USA.

1.   Bei standesamtlich verheirateten Paaren zerbricht eine von zwei Ehen.

2.   Bei kirchlich verheirateten Paaren eine von drei Ehen.

3.   Bei kirchlich verheirateten Paaren, die gemeinsam zur Kirche gehen nur eine von 50 Ehen.

4.   Bei kirchlich verheirateten Paaren, die gemeinsam zur Kirche gehen und miteinander beten sogar nur eine von 1.429 Ehen.

 

Sicher spielt hier das Sakrament der Ehe »was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden« eine gewisse Rolle, doch auch Amerikaner sind weltoffen, was die Ergebnisse 1 und 2 bestätigen. So bleiben nur noch Hoffnungen, die von Religionen mitsamt dem Gefühl von Geborgenheit ausgestrahlt werden. Sie scheinen dem Liebesgedanken permanent neue Kraft zu verleihen. Anders lassen sich diese Zahlen nicht deuten. Ich bin davon überzeugt, dass diese Ehepartner weitaus glücklicher sind als jene in der Spaßgesellschaft mit vorzeigbarem Glücksgetue.

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Essenz und Ausblick

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Aus dem Titel - Von glücklichen Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Glücksemotionen sollen zum kreativen und tatkräftigen Leben führen. Doch die Spaßgesellschaft bewirkt eher gegenteiliges, denn sie lenkt nur ab vom Frust der Gegenwart. Selbst Liebe wird heute überwiegend zu reinem Spaß degradiert. Und Menschen wundern sich, weshalb gebundene Zweisamkeit meistens nur kurzes Glück spendiert. Dafür aber lange Qualen zwischen den Erwartungen anderer und den eigenen Wünschen bereitstellt.

Nur Hoffnungsglück fördert die eigene Kompetenz mit der Kraft zur Tat. Genussglück dagegen steht bei vielen konservativen Zeitgenossen im begründeten Verdacht, die einzige Quelle der Inkompetenz zu sein. Das ist falsch, denn Genussglück ist und bleibt nur ein Symptom fehlender Zukunfts-Perspektiven, den eigentlichen Quellen der Inkompetenz.

Doch wie bitte sollen solche Zukunfts-Perspektiven aussehen? Was erwarten Menschen in einer satten Gesellschaft? ‒ Die Antwort darauf werden wir auch aus Umfragen nicht erfahren. Doch im Titel »Von der Anerkennung« kommen wir der fehlenden Erkenntnis näher. Es gibt neben der Zukunft nämlich noch eine weitere emotionale Sehnsucht. Ihre Bedeutung ist schon seit Jahrhunderten bekannt, doch kaum jemand spricht darüber. Es ist die persönliche Anerkennung.

 

Die Attraktivität im nächsten Titel gehört ebenso zu den Sehnsüchten fast aller Menschen. Weniger bei jenen, die sie verkörpern, mehr bei jenen, die sie sich wünschen. Doch, abgesehen von fehlgeschlagenen Schönheitsoperationen sind ihre negativ wirkenden Elemente offenbar unter den Tisch gekehrt worden.

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Inhaltsverzeichnis

Thema der vorigen Seite - Von den Wahrheiten

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Themen dieser Seite - Von glücklichen Menschen

Glück und Spaß

Das bessere Glück?

Das Geheimnis der Liebe

Zerbrechliche Liebe

Liebe bewahren

Essenz und Ausblick

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Hans-J. Schubert (Mittwoch, 03 Juli 2019 10:33)

    Demo-Kommentar
    von »Markus« mit seinem Lied »Ich will Spaß«: Weshalb funktioniert dieser Link Nicht?