Von attraktiven Menschen

… fühlen wir uns angezogen. In ihrer Nähe empfinden wir sogar Glück, sonnen uns in ihrem Glanz, ahmen ihre Eigenarten nach und träumen davon, ebenso attraktiv zu sein. Doch ihre Charakterentwicklung mahnt zur Vorsicht im Umgang mit attraktiven Zeitgenossen.

Attraktive Menschen sollen im Durchschnitt besser verdienen. Ja, Medien sprechen sogar von damit einhergehenden höheren inneren Werten, ohne jedoch diese Werte genauer zu benennen. Soll es Charakter, Empathie oder gar Intelligenz sein? Dagegen kennen wir jene Geschichten von schönen dummen Blondinen. ‒ Dummes Geschwätz oder nachvollziehbare individuelle Charakterentwicklung?

 

Um hier Licht ins Dunkel zu bringen, müssen wir uns eingehender mit den sozialen Mechanismen der Attraktivität auseinandersetzen. Herausfinden, was Attraktivität mit Charakter, Bildung und Kompetenz zu tun hat.

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Von der Schönheit

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Aus dem Titel - Von attraktiven Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Fremdtext:

Schönheit, so meinte man lange zu wissen, habe in der Evolution nichts zu suchen, sei bestenfalls schmückende Zutat oder Handicap beim Kampf ums Überleben. Heute wissen wir: Schönheit ist nicht nur ‚Äußerlichkeit‘, sondern verweist auf ein inneres Potential. Weit davon entfernt, lediglich Anpassung zu sein, ist sie ein echter Ausdruck von Individualität.

In seinem neuen Buch zeigt der bekannte Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf, wie eng die natürliche mit der sexuellen Auslese zusammenhängt, bei der Attraktivität die entscheidende Rolle spielt. Seine Schlussfolgerung: Schönheit und Schönheitsempfinden haben klare biologische Funktionen. Schon Tieren müssen wir Ästhetik zubilligen. Und auch die Rolle, die sie in der Evolution des Menschen spielt, bedarf einer radikalen Neubewertung. Die Kunst, so hat der französische Filmemacher François Truffaut einmal gesagt, bestehe darin, mit schönen Frauen schöne Dinge zu tun. Sollte er damit auch die Grundlagen des Ästhetischen beim Menschen beschrieben haben?

Diesen Text fand ich als Kurzbeschreibung für das Buch »Der Ursprung der Schönheit«. Geschrieben von Josef H. Reichholf. Er klingt wie eine Huldigung an die Schönheit, doch in Wirklichkeit steckt mehr hinter diesem Einführungstext. Vermittelt er doch den Eindruck, dass äußere Schönheit bei Menschen auf »besonderes« inneres Potenzial hinweist. Das klingt ebenso kühn wie beinahe rassistisch. Stellt diese Behauptung doch all jene Mitmenschen in den Werteschatten, die nicht mit Schönheit gesegnet sind. Ist dies etwa der Sinn der Schönheit?

Wenn wir uns in den Medien umschauen, müssen wir Herrn Reichholf erst einmal Recht geben. Schönheit scheint unverzichtbar, besonders in der Werbung. Kein Wunder, dass allein deutsche Verbraucher geschätzt ca. 300 Milliarden Euro im Jahr für die Schönheit ausgeben (aussagefähige Statistiken dafür suchen auch andere vergeblich). Selbst unsere Gehirne scheinen sich diesem Schönheitswahn zu beugen. Besonders dann, wenn wir Schönheit etwas weiter fassen und sie dem Begriff »Attraktivität« unterordnen.

Doch Medien führen unsere Gehirne zu Vorurteilen. Die Guten sind fast ausschließlich attraktive Zeitgenossen, während schwächere, verzagt daherkommende Schauspieler meist als hinterhältig und verschlagen dargestellt werden. Außer den oberbösen, sie sind fast so stark wie Helden, dafür aber oft furchterregend anzusehen. So ergänzen sich Medien und Wirklichkeit zu einem unheilvollen Pakt, der Vorurteile schafft und damit Chancen der weniger attraktiven Zeitgenossen herabsetzt.

Deshalb urteilen wir bewusst oder unbewusst mehrfach am Tag: „Schön, groß und stark ist gut.“ – Dabei geben wir schönen Menschen eher Recht, zahlen ihnen mehr Gehalt, belegen sie vor Gericht mit milderen Strafen und ziehen sie bei Beförderungen vor. Ganz so, als ob sich hinter gehobener Attraktivität tatsächlich höheres inneres Potenzial verbirgt.

 

Doch ist das wirklich so? Und tun wir uns damit einen Gefallen oder begraben wir mit dieser einseitigen Attraktivitätsgläubigkeit oft bereits als Kinder unsere eigenen Erfolgschancen? Was wissen wir über die Systematik von Charakter, Intension, Denkfähigkeit oder gar Intelligenz attraktiver, im Verhältnis zu weniger attraktiven Zeitgenossen? – Es ist sicher verbesserungswürdig! Deshalb müssen wir uns noch etwas mit attraktiven Menschen befassen. 

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Ungleiche Zwillinge

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Aus dem Titel - Von attraktiven Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Um die Denk-Geheimnisse attraktiver und weniger attraktiver Menschen aufzuspüren, müssen wir uns vorstellen, wie sich Kindergehirne entwickeln. – Kain und Abel waren zweieiige Zwillinge. Natürlich wussten ihre Eltern, dass sich zweieiige Zwillinge unterschiedlich entwickeln, deshalb achteten sie besonders darauf.

Schon bald nach der Geburt zeigten sich auch erste Unterschiede. Während Abel mit großen blauen Augen in die Welt blickte, kniff Kain offenbar seine Augen zusammen, sodass sie in den ersten Wochen kaum zu sehen waren. Besucher befassten sich deshalb vornehmlich mit Abel, bewunderten die großen blauen Augen und erhielten dafür schon nach wenigen Wochen sein erstes Lachen geschenkt. Kain blieb mehr und mehr im Abseits. Jeden Besuch begrüßte Abel mit freudigen Lauten und weit ausgebreiteten Armen, während Kain sofort anfing zu weinen. Er wollte nur zu seiner Mutter auf den Arm.

Wenn der Hunger begann, reagierten sie ebenfalls unterschiedlich. Kain begann zu weinen. Abel unternahm nichts, denn er bekam immer gemeinsam mit Kain seine Nahrung. Also brauchte er nur zu lächeln, um die Sympathie seiner Mutter für ihn zu steigern. Und obwohl sich die Mutter bemühte, beide Kinder gleich zu behandeln, entlockte sie Kain erst viele Wochen später ein verstohlenes Lächeln.

Was geschah da in den Gehirnen dieser beiden Neumenschen? – Nun wissen wir, dass gerade Säuglinge extrem auf Zuwendungen der Mutter angewiesen sind, um soziale Kontakte und Bindungen zu erfahren. Jene ersten Erinnerungen, in denen Bilder und Kontakte mit der Mutter als frühe, nicht mehr abrufbare Gedächtnisinhalte entstanden, entwickelten sich zunächst gleichmäßig bei beiden Kindern. Denn sie wurden wirklich gleich behandelt.

Dies änderte sich erst mit Besuchern. Bei ihnen stand nur Abel im Mittelpunkt, während Kain kaum Aufmerksamkeit genoss. So veränderte sich der Erinnerungsschatz von Kain gegenüber dem von Abel. Kain erlebte mit dem Besuch kaum Erfolg, somit reicherten sich auch keine freudigen Emotionen an, sondern blieben bestenfalls dem Besuch gegenüber neutral. Also produzierten diese Erinnerungen auch bei erneutem Besuch keine freudigen Emotionen. Abel dagegen erlebte neu ankommende Menschen immer mit großer Freude, die seine dafür angelegten Gedächtnisinhalte festigte. Unterschiedliche Attraktivitäten führten also zu verschiedenen Reaktionen.

So entwickelte Abel soziale Kontaktfreude. Kain lebte zurückgezogen und spielte meist alleine. Erst als später Lego-Bausteine auftauchten, zeigte sich, dass Kain mehr Konzentration aufbrachte. Er baute und baute mit diesen bunten Steinen, während Abel jede soziale Ablenkung nutzte, um Freunde zu gewinnen. Menschen, besonders unbekannte, zogen ihn magisch an, denn er wusste, dass er von jedem volle freundliche Aufmerksamkeit erwarten konnte.

Als sie dann vier Jahre alt waren, bahnte der nächste Verwandtenbesuch eine gewisse Wende an. Plötzlich interessierten sich jene Verwandten für die tollen Lego-Konstruktionen von Kain, bewunderten seine Ruhe, seine Konzentrationsfähigkeit und sprachen davon, dass er das Zeug hätte, mal ein fantastischer Ingenieur zu werden. Kain war glücklich und empfing fortan jeden Besuch freundlich und entgegenkommend.

 

Doch Abel passte das gar nicht. Hatte er doch bei den Besuchern seine Dominanz verloren. Und da er der körperlich stärkere von beiden war, bekam Kain dies bei jeder Gelegenheit zu spüren. So entwickelte sich erst vorsichtig, später jedoch heftiger eine tief sitzende, intime Feindschaft zwischen den ungleichen Zwillingsbrüdern.

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Charakteraufbau

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Aus dem Titel - Von attraktiven Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts glaubten zahlreiche Menschen an das Sprichwort: »Dem steht der Verbrecher ins Gesicht geschrieben«. – Ja, es schien sogar wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen mit bestimmten Gesichtsmerkmalen zu Verbrechen neigen. Untersuchte doch der italienische Irrenarzt Cesare Lombroso im 19. Jahrhundert etwa 25.000 Verbrecher und zum Vergleich dazu fast ebenso viele sogenannte normale Menschen auf typische Gesichts- und Schädelmerkmale. Dabei stellte er fest, dass Verbrecher unter anderem häufiger einen kleineren Schädel, fliehende Stirn, hervorstehende Unterkiefer sowie einen abgeplatteten Hinterkopf aufwiesen. Solche Merkmale diskriminieren auch heute noch rechtschaffende Mitmenschen, denn sie widersprechen dem gültigen Schönheitsideal.

Natürlich lehnen wir heute die Überlegungen von Cesare Lombroso als rassistisch ab. Aber klingen sie rassistischer als die Behauptung von Josef H. Reichholf in seinem Buch »Der Ursprung der Schönheit«, dass Schönheit auf besonderes inneres Potenzial hinweist? Gefühlt, diskriminiert letzteres alle Menschen, die weniger mit Schönheit gesegnet sind ‒ oder?

Nun ‒ die Wahrheit liegt nicht in der Mitte, sondern im Gedächtnis unserer Gehirne. Wie das Beispiel von Kain und Abel zeigt, ist Charakter ist nicht ererbt. Er wird nur entscheidend von der ererbten Attraktivität geprägt, zu der auch die Schönheit gehört. So gesehen ist schon besonders Potenzial vorhanden. Doch ob positiv oder negativ, werden wir sehen.

Charakter entwickelt sich aus Erinnerungen. Besonders soziale Kontakte prägen menschliche Eigenschaften. Immer verbunden mit Erkenntnissen über eigene Stärken und Schwächen. Denn der Ablauf von sozialen Kontakten folgt maßgeblich unserer äußeren Erscheinung, unserer Attraktivität nach dem Motto: schön, groß und stark ist gut. Sogenannte innere Werte können nach häufigem Beisammensein hinzukommen, wenn sie vom Partner anerkannt werden. Doch häufig bleibt es beim ersten äußeren Eindruck: schön, groß und stark ist gut.

In dieser Schrift behauptete menschliche Eigenschaften sind mehrfach begründete Tendenzen. Sie treffen zwar mehrheitlich zu, gelten aber nur bedingt für einzelne. Es ist die einzig mögliche Darstellung für verleugnete, unerforschte und untergründige soziale Übergriffe. Sämtliche meist lebenslangen Persönlichkeits-Schäden daraus missdeuten die Opfer überwiegend als eigene Mängel und ertragen sie stillschweigend.

Den Streit um den letzten Legobaustein entscheidet meist der Stärkere für sich. Daraus lernt er schnell, seine Kräfte bei Meinungsverschiedenheiten gewinnbringend einzusetzen, was schon im Vorschulalter zu Demütigungen schwächerer Kinder führen kann. Umgekehrt lernt der Schwächere, vorsichtig zu sein im Umgang mit stärkeren Spielkameraden. Diese primären Machtverhältnisse bestimmen dominierend das soziale Verhalten von Kindern untereinander.

In der Reifezeit stehen dann subtilere Aktivitäten im Vordergrund. Dazu gehören neben Drohungen mit gelegentlichen Übergriffen, sticheln, spotten und mobben. Attraktive, also ansehnlichere, größere oder stärkere Jugendliche entwickeln kaum Werte wie Toleranz, Fairness, Mitleid oder gar Bildungsbeflissenheit. Denn diese Werte widersprechen ihrem laufenden Umgang mit der Macht. 

Gleichzeitig bilden attraktive Heranwachsende oft Cliquen. Mitunter auch geteilt in kraftbetonte und sympathiebetonte Fraktionen. Gemeinsamkeiten dazu bestehen aus Macht, Ansehen, dem Verhältnis zum anderen Geschlecht sowie dem Spaß daran, andere zu demütigen. Bildungsbeflissenheit ist selten. Doch das spielt für die angehenden Wichtigtuer keine Rolle. Denn sie planen unbewusst den kompetenzfreien Aufstieg um später als Wichtigtuer auftreten zu können.

Schwächere oder weniger ansehnliche Jugendliche werden kaum in solchen Cliquen gelitten. Es sei denn, sie dienen als »Wasserträger« bzw. Testopfer oder steuern besondere Vorteile für die Clique bei. Beispielsweise, wenn jemand kraft seiner Beliebtheit bei den Lehrern auch drohende Strafen für andere abwenden kann.

Selbst bilden Jugendliche mit schwächerer Attraktivität kaum Cliquen. Denn ihre Interessen streuen zu stark und ihre Opferrolle verleugnen sie schamhaft, sodass gewerkschaftsähnliche Schutzstrukturen sehr selten bleiben.

Meist leiden sie deshalb isoliert unter Spott, Mobbing oder gar körperlichen Angriffen. Werte, wie Toleranz, Fairness Mitleid usw. fordern sie vergeblich, denn ihre Peiniger sind dafür »taub«. Letztlich bleibt nur noch die Hoffnung auf eine gerechtere Welt im Erwachsenenalter.

Viele Friedliche geben deshalb auf. Tauchen ab und suchen ihre Anerkennung in der Welt leichter Ablenkungen. Sehen fern, chatten, shoppen, bedienen Killerspiele, konsumieren Drogen oder vertilgen Süßigkeiten. Schulleistungen sinken, letzte Zukunftsträume verblassen, wodurch das Ablenkungssyndrom weiter wächst. Eltern bekämpfen oft verzweifelt nur das Ablenkungssyndrom und nehmen damit den Jugendlichen ihre letzte Zuflucht. Dabei besteht die Ursache aus Perspektivlosigkeit und Mobbing. Siehe dazu »2.6 Grenzenloses Mobbing«

Andere Friedliche trotzen. Suchen ihre Anerkennung durch Fleiß mit möglichst guten Schulleistungen nach dem Motto: „Denen werde ich es noch zeigen.“ So entwickeln sich in beiden Friedlichefraktionen tendenziell Einzelgänger. Allenfalls noch Kleinstgruppen in der Schule oder größere Interessengruppen außerhalb.

Wichtigtuer entwickeln sich meist zu Wichtigtuern im Erwachsenenalter, während Friedliche zu redlichen kompetenten, aber bescheiden auftretende Mitmenschen heranreifen.

Auch Sportvereine sind für Friedliche keine anerkennungsreiche Wahl, denn dort dominieren sogar noch stärker die körperlich leistungsfähigeren Wichtigtuer. So bleiben den angehenden Friedliche vorwiegend Jugendgruppen und Sozialeinrichtungen, die jedoch auch meist von Wichtigtuertypen dominiert werden.

Die Aufgeber unter den Friedlichen orientieren sich intensiver am Elternhaus. Dort müssen sie sich anpassen und bewahren deshalb weitgehend Werte wie Toleranz, Fairness, Mitleid und oft sogar Bildungsbeflissenheit.

Dennoch greifen sie nach jedem »Strohhalm«, um ihrer Einseitigkeit zu entrinnen und gelangen dabei schnell mit falschen Freunden zu härteren Drogen oder Kriminalität. Damit sinken Schulleistungen oft auf null und zerstören letzte heimliche Erfolgsträume.

Die Trotzer unter den Friedlichen bleiben sozial ziemlich stabil. Denn mit ihrem Motto »denen werde ich es zeigen« schufen sie sich Lebensperspektiven, die sie mit Fleiß und guten Schulnoten, also mit Kompetenz, untermauern. Toleranz, Fairness, Mitleid usw. bleiben mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in einer gerechteren Erwachsenenwelt erhalten.

Die vorstehenden Darstellungen gelten, wie gesagt, als Mehrheitstendenzen. Neben statistischen Abweichungen lassen sich auch Ausnahmen beobachten. Sie entstehen meist dann, wenn Jugendliche in Gruppen mit verzerrtem Attraktivitätsgefüge aufwachsen. Beispielsweise werden in sogenannten höheren Internaten fast ausschließlich attraktive Jugendliche aufwachsen, weil erfolgreiche Eltern heute meist attraktiv sind und ihre Merkmale vererben.

 

Dort werden auch überdurchschnittlich attraktive Jugendliche aus dem Spitzenclan ausgeschlossen und entwickeln sich zu Friedlichen. Umgekehrt beherrschen in sozialen Problemvierteln oft bereits unterdurchschnittlich attraktive Jugendliche die Szene und entwickeln sich zu Wichtigtuertypen. Zu Wichtigtuern.

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Soziale Kompetenzen und Lügen

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Aus dem Titel - Von attraktiven Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Mit nahendem Erwachsenenalter ändern sich viele Verhaltensmuster. Heranwachsende erfahren, dass gesellschaftliche Werte hoch im Kurs stehen. Freunde, Verwandte, Bekannte als auch Medien sprechen ständig von Toleranz, Fairness, Mitleid, Hilfsbereitschaft usw. So passen sich Heranwachsende an, zuerst die Wichtigtuer, die Wichtigtuer, denn Gruppen lernen Verhaltensmuster durch regen Informationsaustausch schneller und realisieren meist sogar, dass Wertefassaden durchweg aus Lügen bestehen. Damit werden Lügen für angehende Wichtigtuer fast zur Selbstverständlichkeit. Das gilt bald auch in allen anderen Bereichen, wenn keine Enthüllungsgefahr besteht. Dabei reagieren sie kaum noch betroffen, sodass selbst Lügendetektoren ihnen nichts anhaben können.

Natürlich lügen Wichtigtuer nicht immer. Wenn sie aber Motive als auch Gelegenheiten dazu haben, gilt höchste Alarmstufe für alle Anwesenden. Denn meist sind sie davon überzeugt, sich im Ernstfall leichtfüßig, mit einem Lächeln, Ablenkung oder einer vorgefertigten Ausrede aus der Affäre ziehen zu können.

Die soziale Kompetenz von Wichtigtuern zeigt deshalb nur mäßige Werte in den passiven Disziplinen. Darunter Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Kritikfähigkeit Einfühlungsvermögen, Toleranz und Lernbereitschaft. Dafür umso höhere bei den aggressiven Disziplinen wie Belastbarkeit, Frustrationstoleranz, Durchsetzungsstärke als auch kraft ihrer Attraktivität bei der Glaubwürdigkeit. Deshalb wirken Wichtigtuer schon als junge Erwachsene wesentlich reifer als ihre Altersgenossen.

„Ehrlichkeit“, könnten Sie jetzt einwenden, „ist doch gleich der Glaubwürdigkeit“. ‒ Nicht ganz, denn ehrlich ist nur jemand, der trotz Motiv mit Gelegenheit zur Lüge die Wahrheit sagt, weil ihm das sein Gewissen vorschreibt. Glaubwürdigkeit dagegen entsteht aus der Sicht beteiligter Personen. Viel zu häufig entsteht so die paradoxe Situation, dass die Lüge eines attraktiven Wichtigtuers glaubwürdiger erscheint, als die dagegen stehende ehrliche Aussage eines Friedlichetypen.

Angehende Friedliche dagegen hinken nach. Oft als Einzelgänger durchschauen sie selten, dass ständig herausgekehrte gesellschaftliche Werte meist nur als Alibi missbraucht werden, um selbst den Saubermann zu spielen und anderen möglichst viele »Schwarze Peter« unterzuschieben. Friedliche aber litten oft unter den späteren Wichtigtuern. Deshalb klammerten sie sich an soziale Werte, immer hoffend, dass es ihnen in der Erwachsenenwelt besser gehen würde. Deshalb spüren sie auch schlechtes Gewissen mit Betroffenheit. Damit gibt es unter ihnen weit mehr redliche Mitmenschen. Sie sprechen die Wahrheit, sind fair, spüren Mitleid und praktizieren Toleranz.

So erreicht die soziale Kompetenz bei Friedlichen hohe Werte in den passiven Disziplinen. Denn sie sind ehrlich, verlässlich, kritikfähig und teilen die Gefühle von Mitmenschen. Weniger dagegen bei den aggressiven Disziplinen wie Belastbarkeit, Frustrationstoleranz sowie Durchsetzungsstärke.

Wobei die letzten drei Disziplinen vorwiegend in den Augen von Vorgesetzten herabgestuft werden. Meist sind sie nämlich vorhanden, aber schlecht geschauspielert. Belastbarkeit oder Frustrationstoleranz leiden allenfalls unter einer gewissen Betroffenheit, deren Vorteile aber wesentlich schwerer wiegen als manipulatives Draufgängertum. Denn Durchsetzungsstärke aus körperlicher Überlegenheit ist allenfalls noch beim im Boxring gefragt.

Wenn zu diesen sozialen Stärken noch umsichtig eingesetzte Sachkompetenzen kommen, gehören kompetente Friedliche zu den wertvollsten Fachkräften. Verlässlich, loyal, kreativ, gewissenhaft. Und natürlich gehören sie dann auch zu den exzellentesten Führungskräften, denn sie sind oft auch bildungsbeflissen und einfühlsam. Sogenannte Friedliche werden so gut wie niemals herrisch, dominant oder gar arrogant, weil sie im Gegensatz zu Wichtigtuern Empathie (mitfühlende Emotionen) für ihre Mitmenschen spüren. Schließlich haben sie oft jahrelang unter den Wichtigtuern gelitten.

Wichtigtuer dagegen können, ausgenommen der aggressiven sozialen Kompetenzen, nichts dagegenhalten. Sogar die ihnen angedichtete Empathie können sie nicht spüren, weil sie Schmerzen und Demütigungen nur aktiv, aber nicht passiv kennen.

Dennoch spielt im Berufsleben kompetenter Friedliche die unterentwickelte aggressive soziale Kompetenz eine große Rolle. Personalchefs erkennen dies. Deshalb erwartet sie oft gleich zu Beginn das Abstellgleis, auf dem sie bis zur Rente Leistung bringen sollen. Doch das passt nicht zur Selbstverständlichkeit ihres Lebens. Schließlich haben sie bis zum Berufsabschluss von jener hoffnungsvollen Lebensperspektive gezehrt, die ihnen den schulischen Abstieg durch Demütigungen erspart hat.

So folgen oft Stellungswechsel in Abständen von wenigen Jahren. Immer auf der Suche nach einer Anstellung mit mehr Perspektiven. Ausgefüllt mit sozial-, und fachspezifischer Lektüre zur Kompetenzsteigerung. Aber meist fern von Gemeinschaften, die ihnen fehlende soziale Erkenntnisse aus der Praxis vermitteln könnten.

Eine dieser möglichen Erkenntnisse hätte warnen können. Personal-Entscheider, also jene, die über Aufgabenbereiche anderer bestimmen, gehören beinahe ausschließlich zur Wichtigtuerfraktion. Auch wenn sie die Kompetenzen anderer nicht erkennen, spüren sie die Fraktionszugehörigkeit eines Bewerbers. Und getreu nach dem Motto, dass »eine Krähe der anderen kein Auge aushackt«, werden sie immer für den Bewerber plädieren, der ihre Werte teilt. Also für einen Wichtigtuer.

Irgendwann geben dann auch die hartnäckigsten und kompetentesten Friedliche mit der Behauptung auf, dass ihnen Karriere völlig gleichgültig sei. Damit haben Sie dann die wichtigste Lektion zur sozialen Kompetenz unfreiwillig praktiziert.

Doch diese wichtigste Lektion taucht in Büchern über soziale Kompetenzen noch nicht einmal verschlüsselt auf. In Kurzform gesprochen, hört sich die Lügenerkenntnis so an:

„Menschen lügen fast immer zu ihrem Vorteil, wenn sie keine Betroffenheit spüren und keine Enthüllungen befürchten müssen.“ Dem ist zuzufügen: „Je höher ihre soziale Kompetenz, desto drastischer die Lügen in allen Bereichen. Immer gefolgt von gegenseitiger Verwirrung, denn auch höchste soziale Kompetenz vermag nicht, alle gegenseitigen Scheinheiligkeiten zu durchschauen. Besonders dann, wenn diese Lügenerkenntnis fehlt.“

Dies unterstreicht noch einmal die Inkompetenz der Eliten, verbunden mit dem Ärger über wachsende Fehlentscheidungen aus elitären Führungskreisen.

Nach diesem Absatz war ich erschrocken. So krass hatte ich zu Beginn des Buches menschliche Charaktere nicht gesehen. Doch auch alle nachfolgenden Recherchen führten immer wieder zwingend zur Lügenerkenntnis.

Hilfe, um meine Zweifel zu kanalisieren, erhielt ich von Léon Wurmser. Einem US-amerikanischen Psychiater. Genauer, aus seinen Worten im Buch »Die zerbrochene Wirklichkeit« Seite 243:

„Ich selbst habe kaum je in einer Institution gearbeitet, wo das Lügen nicht zu einem Hauptinstrument der Macht, der Administration, geworden sei und die Weigerung daran teilzunehmen als Schwäche oder gar als Verrat behandelt worden wäre. Gewöhnlich werde nicht  bedacht, dass kein Vertrauen in einer Gesellschaft möglich sei, in der Täuschung und Lügen geduldet, ja gepriesen werde und sich ein Abgrund des Misstrauens, ein paranoider Stil öffne, wenn das Ausmaß der Unwahrheit eine gewisse Schwelle überschreite.“

Die nachfolgende Tabelle zeigt die vorstehend aufgeführten Eigenschaften bezüglich Wichtigtuer versus Friedliche in geschätzten Prozentzahlen.

 

 

Wichtigtuer und Friedliche mit Eigenschaften

Pro-zent

Gruppe

Untergruppe

Schulerfolg

Berufserfolg

harte Kompetenz

soziale Kompetenz

ehrlich

35

Friedliche

Aufgeber

schlecht

Schlecht

mäßig

zurückhaltend

selten

30

Friedliche

Trotzer

sehr gut

Mäßig

sehr gut

beflissen

meist

10

Wichtigtuer

sympathisch

mäßig

sehr gut

mäßig

manipulierend

fast nie

10

Wichtigtuer

kraftbetont

mäßig

Gut

mäßig

befehlend

selten

15

Wichtigtuer

Absteiger

schlecht

Mäßig

mäßig

polternd

selten

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Balance of Power

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Aus dem Titel - Von attraktiven Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

»Balance of Power« oder das Gleichgewicht der Kräfte gilt nicht nur für friedenstiftende Militärbündnisse, sondern auch für eheliche Partnerschaften. Wenn das Gleichgewicht kippt, herrscht »Kriegsgefahr«. – Doch woher kommt Macht in der Ehe? Und gelten Machtverhältnisse auch für das Ehepaar Wulff?

George Bernard Shaw glaubte schon vor etwa 100 Jahren daran, eheliches Zusammensein erkannt zu haben. Ihm werden diese Worte zugeschrieben.

Im ersten Ehejahr strebt ein Mann die Vorherrschaft an. Im zweiten kämpft er um die Gleichberechtigung. Ab dem dritten ringt er um die nackte Existenz.

Sicher geprägt von schlechten Erfahrungen − aber mit einem einsichtigen Kern. Oft beginnen die ersten Auseinandersetzungen gleich nach der Flitterzeit, in der noch körperliche Anziehungskräfte dominieren. Denn Zuneigung, Verständnis sowie auch gemeinsame Aufgaben gedeihen erst, wenn der Kampf um die Vorherrschaft ein gewisses Gleichgewicht erreicht hat und von wachsender Anerkennung abgelöst wird.

Triebfedern für Auseinandersetzungen liefern gefühlte eigene Stärken sowie erkannt geglaubte Schwächen des Partners. Und dies verbunden mit wiederum gefühltem Rückstand der eigenen sozialen Freiheiten etwa nach dem Motto: „Weshalb soll ich meine Sachen selbst wegräumen? Schließlich trage ich die ganze finanzielle Last!“

Die Stärken lassen sich in fünf tragende Machtfraktionen einteilen.

1.  Persönliche Ausstrahlung, also gegebene körperliche Attraktivität sowie öffentliche Anerkennung.

2.    Rückzugsmöglichkeiten zur früheren Familie oder zum eigenen Freundeskreis.

3.    Einkommensbeitrag durch Arbeit oder mitgebrachtes Vermögen.

4.    Karriereaussichten zur Steigerung des Einkommensbeitrages und des Ansehens.

5.    Einfühlsamkeit und Fügsamkeit als möglicher Ausgleich auf der schwächeren Seite.

 

Wenn die Fraktionen insgesamt ausgewogen oder gar gleich verteilt sind, bestehen beste Aussichten auf eine lange währende glückliche Partnerschaft. Beide Partner fühlen sich wohl und spüren kaum Bedürfnisse nach »Nachbars Kirschen«. 

Fehlendes Gleichgewicht führt jedoch schnell zu jenen Symptomen, wie sie zahlreich in Büchern und im Internet beschrieben sind. Darunter Gleichgültigkeit, Vorwürfe, Eifersucht, Mobbing, Seitensprünge und viele mehr. Werden nur diese Symptome behandelt, so bahnen sich die Sprengkräfte des fehlenden Gleichgewichtes neue Schneisen ins Eheglück. So wie sich auch Vulkane nicht verschließen lassen.

„Viel zu einfach“, werden Psychologen sagen, „Es fehlen die Einflüsse persönlicher Wahrnehmungen sowie familiär anerzogener Konventionen. Sie können unter sozialen Einflüssen verzerrte Bewertungen erzeugen.“ Richtig, dennoch führten viele Fallbeispiele zu fast geradlinigen Übereinstimmungen zwischen Wert und Wirklichkeit. Wenn nicht, gilt es, die Differenzen auszuloten. − Natürlich sollten Missverständnisse und unterschiedliches Beischlafbedürfnis ausgeschlossen werden.

Unter den Fraktionen ist die Attraktivität (1) heute der bei weitem stärkste Machtfaktor. Unterschiede lassen sich recht schwer ausgleichen. Doch Paare finden sich meist ohnehin über ähnliche äußere Attraktivitäten. Bei Paaren mit größeren Differenzen besteht oft ein Ausgleich durch andere Machtfraktionen. Wenn nicht, lauert hier bereits ein bisher unterdrückter Sprengsatz. Ehewillige sind also gut beraten wenn sie, jeder für sich, diese Machtfraktionen prüfen. Denn Liebe allein überdeckt Macht nur kurzzeitig.

Oft flüchtet sich der schwächere Partner in übersteigerte Einfühlsamkeit und Fügsamkeit (5). Dies ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, denn der stärkere fühlt sich zwar anfangs geschmeichelt, später aber eingeengt, drangsaliert und fürchtet Kontrollverlust. 

Zwischenmenschliche Dramatik ist jedoch vorprogrammiert, wenn sich die Gewichte der einzelnen Machtfraktionen ändern. Manche allmählich, wie oft die körperliche Attraktivität. Andere durch Drogenkonsum. Weitere nach Unfällen, Krankheiten oder beruflichen Einschnitten.

Ein aufsehenerregendes Beispiel dafür lieferten die Eheleute Bettina- und Christian Wulff. Anhand der tragenden Machtfraktionen lässt sich aus Medienberichten heraus folgendes Bild zeichnen. (stichwortartig)

1.    Persönliche Ausstrahlung – bis zur Wahl von Christian Wulff zum Bundespräsidenten    2010 etwa gleich, danach Bettina Wulff deutlich geringer. Nach dem Rücktritt 2012  erhebliche Vorteile bei Bettina.

2.     Rückzugsmöglichkeiten – spielen bei starken Partnern, wie hier, keine Rolle mehr.

3.     Einkommensbeitrag – bis 2010 ausgewogen, danach Bettina ohne eigenes Einkommen.   Nach dem Rücktritt wieder ausgeglichen.

4.   Karriereaussichten – bis 2010 etwa gleich, nach dem Rücktritt von Christian Wulff     deutliche Vorteile für Bettina.

5.    Einfühlsamkeit und Fügsamkeit. – Bei starken Persönlichkeiten ohne nennenswerten     Einfluss.

Zwei so tiefgreifende Einschnitte innerhalb von zwei Jahren verkraftet kaum eine Ehe, auch wenn die gemeinsame Sorge für den 2008 geborenen Sohn die Sprengkräfte linderte. Mit der Wahl zum Bundespräsidenten 2010 kippten die zunächst ausgeglichenen Machtverhältnisse zugunsten von Christian Wulff. Nach dem Rücktritt 2012 war Bettina die stärkere. Das Zerwürfnis war vorprogrammiert.

Doch 2015 zogen die Eheleute Wulff das Scheidungsgesuch zurück. Heute leben sie wieder gemeinsam. Offenbar haben sich Karriereaussichten sowie die öffentliche Attraktivität wieder angeglichen. Bleibt nur noch, ihrer Ehe viel Glück zu wünschen.

Natürlich können diese fünf Machtfraktionen das Eheleben nicht annähernd ausführlich beschreiben, doch liefern sie fundamentale Motive für Streitigkeiten sowie einen Kompass dafür, ob sich eine Gemeinschaft kitten lässt oder bereits den Sprengsatz als »Kainszeichen« des Untergangs trägt«.

Im Internet und in Büchern werden Machtverhältnisse in Partnerschaften meist nur beiläufig im Reigen der sonstigen Symptome behandelt. Die Erkenntnis, dass hier fundamentale Kräfte vorliegen, die erst jene Symptome hervorrufen, entstand aus Einsichten zu ganzheitlichen Gehirnfunktionen. Ergänzt durch gezielte Beobachtungen im sozialen Umfeld.

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Essenz und Ausblick

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Aus dem Titel - Von attraktiven Menschen

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Unsere Gesellschaft bevorzugt attraktive Menschen. Menschen, die sich mit den Attributen groß, stark oder schön schmücken können. Sie bekommen eher Recht, verdienen mehr, erreichen mildere Strafen vor Gericht und werden bei Beförderungen favorisiert, sodass sie geschätzt 90 Prozent aller Führungskräfte stellen.

In ihrer Nähe fühlen wir uns geborgen, glauben ihren Worten und ahmen ihr Aussehen sowie ihre Verhaltensweisen nach. Geben ihnen also viel Anerkennung, um ihr herausgehobenes Dasein zu bestätigen und zu fördern.

Festgestellt haben wir aber, dass unsere oft enthusiastische Zuwendung unberechtigt ist. Denn attraktive Menschen sind gemäß ihrer Charakterentwicklung meist weniger kompetent, weniger ehrlich und kaum mitfühlend. Stellen minder attraktive Mitmenschen in den Werteschatten ohne diese Werte selbst zu praktizieren. Nutzen die Gutgläubigkeit der redlichen kompetenten, aber bescheiden auftretenden Mitmenschen (Friedliche) aus und verhindern deren berufliches Fortkommen. Und obendrein führen attraktive Zeitgenossen unsere Welt mit immer dümmeren Entscheidungen in die sich abzeichnende Apokalypse.

Natürlich lässt sich über diese Sicht der Attraktivität trefflich streiten. Denn Forschungen zum Thema blieben bisher bei Gehalts- und Karrierevergleichen stehen. Attraktive Zeitgenossen werden meine Ausführungen ohnehin ablehnen, doch viele weniger attraktive Mitmenschen werden aus eigenen Erfahrungen zustimmen, wenn sie den Mut dazu haben.

In den USA sind die Auswirkungen der äußeren Attraktivität geringer als in Deutschland. Dahinter steht wahrscheinlich die Vielvölkerstruktur mit regem Austausch zwischen ethnischen Gruppen und gesteigertem Diskriminierungs-Bewusstsein. Zusätzlich entstanden strenge Antidiskriminierungs-Gesetze. In Kalifornien beispielsweise dürfen Arbeitsgeber von Bewerbern keine Passbilder anfordern. Doch reicht dieses oder ähnliches, um Chancengleichheit herzustellen?

Ich glaube nicht. Denn die Rituale der Attraktivitätsgläubigkeit sind zu tief in das Selbstverständnis der Menschen eingebrannt. Sowohl auf der Friedlicheseite als auch auf der Wichtigtuerseite. Hier hilft nur Aufklärung und Angriff auf die Bastionen der Wichtigtuer (Wichtigtuer). Schließlich handelt es sich um eine Diskriminierung, die sogar der Wirtschaft und unseren Gemeinwesen schadet und obendrein noch per Grundgesetz verboten ist.

Es ist ein ähnliches Problem, wie die Gleichberechtigung der Frauen. Mittlerweile sind unsere Sinne dafür geschärft, sodass Frauen heute im Berufs- und Privatleben ohne Minderwertigkeits-Brille anerkannt werden. So etwa könnte ein entspanntes Verhältnis zwischen unterschiedlich attraktiven Menschen aussehen.

Das Wichtigste ist jedoch, dass weniger attraktive Mitmenschen sich nicht selbst erniedrigen, indem sie den attraktiven Zeitgenossen unkritisch und selbstdemütigend huldigen, wie es heute noch vielfach zu beobachten ist

Das gilt auch für den nächsten Titel. Anerkennung wirkt beinahe ebenso auf Menschen, wie Attraktivität.

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Inhaltsverzeichnis

Thema der vorigen Seite -  Von glücklichen Menschen

Thema der folgenden Seite - Von der Anerkennung

Themen dieser Seite - Von attraktiven Menschen

Von der Schönheit

Ungleiche Zwillinge

Charakteraufbau

Soziale Kompetenzen und Lügen

Balance of Power

Essenz und Ausblick

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Hans-J. Schubert (Mittwoch, 03 Juli 2019 10:52)

    Demo-Kommentar
    Von der Schönheit: Wie wollen Sie die Attraktivitätsgläubigkeit der Menschen abschaffen?