2.  Die Motoren des Denkens

Aus der Serie: Oszillatoren entschlüsseln das Gehirn

»Er zermarterte sein Gehirn«. – Selbst Stefan Zweig benutzte diese Metapher. Wir kennen sie alle, kennzeichnet sie doch den Zustand nach einer tiefen Enttäuschung, der Suche nach den Ursachen des Scheiterns.

Zum Link auf dem Bild: Das neue Max Planck Center in Jerusalem hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Es will das Gehirn ganzheitlich verstehen lernen. Ich wünsche viel Erfolg und hoffe auf weitere Erkenntnisse zur fehlenden Erfolgsgerechtigkeit.  

Aber kein Gehirn gibt Auskunft. Wie soll es auch, hat es doch selbst diese Situation provoziert. Seinen Träger mit dem Ziel vor Augen geholfen, alle Hindernisse bis hin zum Scheitern aus dem Weg zu räumen. Ist es etwa falsch programmiert?

Einer der Augenblicke, in denen wir uns wünschen, mehr von ihm zu verstehen. Nämlich wie und warum unser Gehirn falsche Entscheidungen zulässt. Wissenschaftler vermittelten bisher keine Vorstellung davon. In vielen Büchern über das Gehrin habe ich danach gefahndet und kam zu dem Schluss: Kein Wissenschaftler versteht das Gehirn wirklich.

Doch verzagen gilt nicht. Lassen Sie uns einfach mit einem Gedanken beginnen. – Dem Gedanken an den liebsten Menschen, der unser Denken mit allen Fasern unseres Seins gefangen hält. – Was ist es, das uns bei jeder Gelegenheit an den Liebsten denken lässt? Und zwar mit Gedanken, die schnell alles andere hinwegfegen, sich ausbreiten, uns womöglich gegen einen Laternenpfahl laufen lassen!

Dahinter arbeitet zweifelsfrei eine Art Motor. Ein Motor, der seine Energie aus dem Gehirnwasser saugt, um Schwärme von ganz bestimmten Nervenzellen immer wieder zum Feuern zu treiben. Geschwader aus tausenden von fast gleichzeitig feuernden Nervenzellen (Neuronen), die ihre gemeinsame Botschaft durch das Gehirn jagen, bis hinein ins Bewusstsein.

Solche Motoren gleichen natürlich keinem Benzinmotor, sondern bestehen aus einem Mechanismus, der – einmal gezündet – die Feuerkraft von tausenden Nervenzellen (Neuronen) aufrechterhält. Jede einzelne feuert bis zu 50 Mal in einer Sekunde. Technisch kennen wir einen solchen Mechanismus unter dem Namen »Oszillator«. Daher auch die Bezeichnung »Gedanken-Oszillator«.

Feuern, das ist die elektrische Entladung eines Neurons (Nervenzelle), die sich über den fadenförmigen Zellfortsatz (Axon) ausbreitet, sich tausendfach verästelt und damit weitere Neuronen zum Feuern anregen kann.

Zum Bild:  Anfangs habe ich nur die Oszillatoren in Rickys Gehirn gedanklich verfolgt. Außer Kurzweil und Freude kam mir dabei der Gedanke, auch meinen eigenen Oszillatoren nachzustellen. – Kurz danach konnte ich meinem Gehirn das »Du« anbieten.

Aber diese Erkenntnisse reichen lange nicht, um dem Gehirn wirklich ein »Gesicht« in unserem Denken zu geben. Neurophysikalische Hintergründe wären an dieser Stelle auch wenig hilfreich. Sie stehen allgemeinverständlich im Buch »Erfolgs-Sabotage im Gehirn«. Doch weitere erfahrbare Eigenschaften dieser Gedanken-Oszillatoren werden das Bild deutlicher zeichnen. Lesen Sie dazu den nächsten Beitrag »Tanz der Gedanken-Oszillatoren«

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