3.  Tanz der Gedanken-Oszillatoren

Aus der Serie: Oszillatoren entschlüsseln das Gehirn

»Ein Unglück kommt selten allein«. Erinnerungen niemals. Schon der Gedanke an den liebsten Menschen zündet weitere Erinnerungen. Zum Beispiel an den Duft, den Augenaufschlag, die widerspenstigen Haare, den aufregenden Gang und vieles mehr. All diese Erinnerungen bestehen natürlich ebenfalls aus Gedanken-Oszillatoren wie im vorigen Beitrag beschrieben. Sie tanzen ihren Reigen durch das Gehirn, um sich abwechselnd im Bewusstsein zu spiegeln.

Aber wer bitte zündet all diese Oszillatoren? Und warum genau diese und nicht irgendwelche, wie etwa die Erinnerung an eine mathematische Formel? Hier tritt das zweite der führenden Prinzipien für die Gehirnfunktionen auf – das Ähnlichkeitsprinzip.

Die im Schwarm feuernden Nervenzellen eines Gedanken-Oszillators trommeln den Takt ihrer Botschaft durch das Gehirn. Es ist genau der Takt, unter dem sie sich dereinst als Oszillator zusammengerauft haben. Ebenso wie alle Begleitoszillatoren, wie der Duft oder der Augenaufschlag. Sie zünden erst bei diesem gemeinsamen ähnlichen Rhythmus, reihen sich ein in den Tanz der Oszillatoren und erscheinen abwechselnd im Bewusstsein. 

Zum Link auf dem Bild: Prof. Dr. Andreas Draguhn von der Universität Heidelberg schrieb zu Schwingungen im Gehirn einen sehr aufschlussreichen Beitrag. Er enthält fast alle der hier beschriebenen Beobachtungen, verschweigt aber die einfache Erklärung, nämlich Oszillatoren als selbständige Gedächtnisträger.

Selbst der Gedanke an den Liebsten zündet meist aus diesen, scheinbar nebensächlichen Attributen. Bereits der Anblick von irgendwelchen widerspenstigen Haaren kann ihn aufschwingen lassen. Denn Sinnesorgane wirken im Gehirn ebenso wie Gedanken-Oszillatoren, jedoch viel intensiver. Sie bilden die größte Ausstrahlungsquelle von Gedankenfeuer in das Gehirn hinein.

Sobald wir morgens die Augen öffnen, stehen unsere Gehirne unter Dauerfeuer aus etwa 100 Millionen Nervenzellen (Neuronen), entspringend aus den Seh-, Hör-, Riech-, Gefühls- oder Geschmacks-Sensoren. Dieses Dauerfeuer durchflutet jedes Gehirn vollständig. Seine verschiedenen Eindrücke klopfen an alle Oszillatoren, um sie nach dem Ähnlichkeits-Prinzip zu wecken, sie zum Schwingen zu bringen. Doch meist zündet ganz zuerst nur der schnöde Wecker-Oszillator. Er realisiert die Zeit. – Halb sieben – feuert er weiter in das Gehirn hinein. Und deckt dabei alle Konsequenzen dieser schrecklichen Uhrzeit auf. …

Sie haben es sicher erkannt, Gedanken-Oszillatoren arbeiten wie das tägliche Leben. Kein Wunder, sie sind das Leben. Oszillatoren senden und empfangen Botschaften, treiben zu Taten.  Aber wie entstehen sie und warum bleiben diese Oszillatoren im Gehirn als Gedächtnispartikel bestehen? – Der nächste Beitrag führt genau dort hin. Er trägt den Titel »Die Herren des Erfolges«

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